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Christliches Kreuz, Rotes Kreuz, Eidgenössisches Kreuz

Auszüge aus dem Buch Eid(Zeit)genossen. Memopress 3/91

Was haben wir zu verlieren?

Wofür lohnt es sich heute, sich in der Schweiz einzusetzen? Was verbindet, uns in Zukunft? Wie kann die gegenwärtige Identitätskrise überwunden werden?
Für Jörg Gutzwiller sind zwei Grundelemente Schlüssel zur Beantwortung dieser Fragen: eine gemeinsame Verpflichtung und eine gemeinsame Vision. Sein folgender Artikel ist ein christlicher Beitrag zur Frage nach der Identität der Schweiz:

Aus gemeinsamer Verpflichtung und Vision leben

Unsere Eidgenossenschaft beruht auf Unaufgebbaren, das uns kostbar ist, dem wir verpflichtet sind und bleiben. Staatsmännisch und zeitlos gültig hat alt Bundesrat Friederich T. Wahlen in einer Rede 1973 diese Verpflichtung zusammengefasst: «Der Geist, der das Fundament und tragende Element unserer Heimat bleiben muss, wenn sie Bestand haben soll, findet sein sprechendes Symbol in drei Kreuzen: dem Kreuz Christi als Ausdruck unserer überzeitlichen Bindungen und Hoffnungen, dem Kreuz im roten Feld als Zeichen unseres staatlichen Zusammenlebens, das im schönen Begriff der "Eidgenossenschaft" seinen Ausdruck findet, und dem roten Kreuz im weissen Feld, das uns in brüderlicher Hilfsbereitschaft im In- und Ausland dorthin führen soll, wo Hilfe, Linderung und Ermutigung nötig sind.»

Näheres:

 

5.1.1 Tatkräftig, solidarisch und wehrhaft bleiben.

Gemessen an den heutigen Bedürfnissen kann man Sinn und Verpflichtung dieser drei Kreuze auch in folgenden Vorsätzen zusammenfassen, über die nachzudenken es sich lohnt: Wir wollen ein Christenvolk der Tat bleiben, ein Volk der tätigen, praktischen Nächstenliebe. Wir wollen der Menschlichkeit und Menschenwürde verpflichtet bleiben, im Sinne des schönen Pestalozziwortes, dass Menschlichkeit höher ist als alle Schönheit der Erde.Wir wollen ein Hort bleiben für Menschen verschiedener Zungen und Kulturen und jeder Überheblichkeit der einen über die anderen entgegentreten.

Wir wollen ein freies und wehrhaftes Volk bleiben, immun gegen alle Einflüsterungen, mögen sie von rechts oder links kommen, und wir wollen nie vergessen, dass Freiheit ohne Verantwortung ein leeres Wort bleibt. Wir wollen aber aus innerster Verpflichtung auch tätigen Anteil nehmen am Schicksal der ganzen Welt und den Frieden sichern helfen, wissend, dass wir dabei nicht nur dem benachteiligten Bruder helfen, sondern die Welt sicherer machen für die Grundwerte, die uns teuer sind.

Wir wollen das Mögliche tun, um unsere Umwelt schön, rein und lebenswert zu erhalten. Wir wollen unser Bestes geben, um diese Vorsätze auch zu jenen der heranwachsenden Jugend zu machen, wissend, dass wir nur ein Glied in der Kette der Generationen sind und dass die Zukunft unserer lieben Heimat nicht ohne die Mitarbeit der Jungen geformt werden kann.

 

5.1.2 Eine Vision: Reichtum der Herzen

Dasselbe gilt für die Vision. Wir brauchen eine Vision für unsere Nation an der Schwelle zum dritten Jahrtausend, eine politische, wirtschaftliche und soziale Vision, die die kommende Generation zu faszinieren und zu motivieren vermag. Am Anfang des Bundesstaates standen Visionen, denken wir nur an die Vision der liberalen Demokratie in der Mitte des vergangenen Jahrhunderts. Heute verlangt die geschichtliche Herausforderung in Europa eine Erneuerung der Demokratie. Könnte es die Vision einer inspirierten Demokratie sein?

Männer und Frauen von Gott geführt, Junge und Alte vom Geist Gottes gelehrt – gemäss einer prophetischen, seit Pfingsten aktualisierten Sicht? Am nächsten kommt in unseren Tagen dem, was mit inspirierter Demokratie gemeint ist, vielleicht Präsident Havel von der CSFR. Hier einige Kerngedanken seiner historischen Rede nach der Präsidentenwahl:

«Unser erster Präsident schrieb: "Jesus, nicht Cäsar!" Heute lebt dies wieder in uns auf. Wenn wir nur den Willen haben, kann von unserm Land, Wille zur Verständigung, Kraft des Geistes ausstrahlen. Diese Ausstrahlung kann zu unserem Beitrag in der Weltpolitik werden.»

Inspirierte Demokratie – wenn unser Reichtum nicht (nur) in den Banken liegt, sondern in den Herzen. Denn wir sind nicht nur Schweizer Bürger, sondern auch Christen Bürger des Reiches Gottes. Ihm gehört unsere oberste Loyalität. Damit ist jeglicher Nationalismus eingegrenzt, jeglicher Patriotismus relativiert.

 

5.1.3 Unsere Berufung: Salz unter den Völkern sein.

(Nachwort des Herausgebers des Buches)

Wenn wir davon ausgehen, dass unser Land eine göttliche Berufung hat, muss es zur Sendung finden: Salz unter den Völkern zu sein. Das könnte bedeuten – als in mancher Beziehung reiches Land – weltweit zu helfen (Hilfe zur Selbsthilfe), wo es an Entwicklung fehlt und Not herrscht. Frieden zu vermitteln, wo Konflikte aufbrechen, Wunden zu verbinden, wo Blut fliesst, andere Länder zu ermutigen, dem Doppelziel von Freiheit und Gerechtigkeit nachzueifern und – vielleicht als Staatsform im Herzen Europas – ein Modell zu sein für einen Föderalismus, der verschiedene Völker und Kulturen in Eigenständigkeit und Gleichberechtigung nebeneinander leben lässt.

 

5.1.4 Gott schenkt den Menschen einen neuen Geist.

In weiteren Beiträgen, in denen auch Sachfragen behandelt werden, ist zu lesen, dass Gott "ansprechbar" ist und "antwortet", dass wir – erlösungsbedürftig - "in der Abhängigkeit von der Güte Gottes einander am nächsten stehen". Durch die Gnade gerechtgesprochen erfahren wir, "wie Gott unsere, wie auch die Schuld des Volkes trägt". "Wenn Gott spricht, so geschieht’s", zitiert ein Autor und weist dadurch indirekt darauf hin, dass wir in unserem Planen besonders Gottes Voraussagen und Versprechungen ernst nehmen sollen, was ein Naturwissenschaftler als Autor erkannt hat, wenn er angesichts der "gefallenen Schöpfung" schreibt: "Es ist mir bewusst, dass nur Jesus selbst nach seiner Wiederkunft es fertig bringen wird, das gemeinsame Leben der Liebe zu schaffen". – Weil Gott Wollen und Vollbringen schafft, sollen wir handeln. (Phil.2, 13); und da uns Gott gemäss dem Evangelium des Lukas (10.19) Macht über alle Gewalt des Feindes gegeben hat, sollen wir in Wahrheit, Gerechtigkeit und in Glauben gegen den bösen Geist ankämpfen. (Eph. 6, 10-17). Der Prophet Hesekiel (11.119) sagt voraus, dass Gott den Menschen einen neuen Geist schenken wird, der sie befähigt, Gottes Gebote zu halten. Auch schreibt der Apostel Paulus an die Römer (8.38/9), dass uns nichts von der Liebe Gottes in Jesus Christus scheidet. – Wir dürfen uns aber auch den folgenden biblischen Visionen, resp. Voraussagen, nicht verschliessen. Einseitigkeit würde den illusionären New-Age-Trend unterstützen. Da wir unvollkommen sind, werden wir immer wie Paulus sagen müssen: "Das Gute, das ich will, das tue ich nicht, sondern das Böse, das ich nicht will, das tue ich" (Römer 7.19). Jesus sagte auch im Blick auf mangelnde Zuwendung zu ihm: "Ihr nehmt mich nicht an, sondern werdet den annehmen, der im eigenen Namen kommt" (Joh. 5.43).

Als die Jünger Jesus nach dem Zeichen seiner Wiederkunft fragten, sagte er den kommenden Abfall vom Glauben, zunehmende Ungerechtigkeit, Katastrophen und Völkererhebungen voraus und warnte vor falschen Christussen und Lehren als Wegbereitern des vorausgesagten, kommenden Anti-, resp. Anstattchristentum (Matth. 24, 1 Joh. 2.22. 2. Joh. 7). Was immer kommen mag, es bleibt der göttliche Auftrag: Die Geister zu prüfen und – sozial engagiert – auf das Evangelium von Gottes Gnade, der christlichen Hoffnung für Gottes neue Welt hinzuweisen und vor allem sich selbst durch die Kraft des biblischen Wortes verändern zu lassen. E.R.

Das Buch ist zu Fr. 13.50 im Verlag Prüfen + Handeln, PF, 8215 Hallau erhältlich

 

5.1.5 Aufgabe der Kirchen

(Memopress 3/1999)

Aufgabe der Kirche ist es, die biblische Botschaft zu verkündigen und die Politiker entsprechend zu unterstützen. So fand vor einiger Zeit im Kursaal Bern ein Gebetslunch statt, der von einer parlamentarischen Gruppe unter der Leitung des ehemaligen NR-Präsidenten Jean-François Leuba und acht weiteren National – und drei Ständeräten, sowie dem Leiter der Besinnung unter der Bundeskuppel, Pfr. Jörg Gutzwiller, organisiert wurde. Ähnliche Treffen finden auch mit Geschäftsleuten statt.

Die Zehn Gebote und die Bergpredigt wenden sich gegen einen masslosen Liberalismus, der ein Volk moralisch überfordert, ins Chaos und zwangsläufig in einen masslosen Staat führt. Die Bibel wendet sich auch gegen einen masslosen Sozialismus, in dem die Eigenverantwortung schwindet und der wie ein übertriebener Nationalismus ebenfalls einen masslosen Staat zur Folge hat. Gottes Wort setzt auch klare ethische, sittliche Massstäbe. Eine Verwässerung bringt laufend neue Probleme.
Die biblische Botschaft setzt aber nicht nur Leitplanken, sie enthält auch die Zusage der göttlichen Vergebung, der Begnadigung des schuldigen Menschen und ist der Schlüssel zur hilfreichen göttlichen, leitenden Inspiration, auch für Verantwortungsträger. In Zeiten des Umbruchs sind auch besonders die Reden von Jesus Christus von Bedeutung in denen er vor falschen Propheten als Wölfen in Schafskleidern warnt (Matthäus 7 und 24).

Wenn die Kirchen von diesem Standpunkt her zu Gesprächen zwischen den Sozialpartnern und Politikern einladen und ihren Beitrag von der Bibel her erbringen, ohne fertige politische und wirtschaftliche Lösungen anzubieten, ist dies sicher zu begrüssen. Steigt die Kirche, ob Landes- oder Freikirchen, aber als Überbringerin der göttlichen Botschaft in die Niederungen der fehlbaren Politik, oder biedert sie sich dem Zeitgeist an, so macht sie sich mit nicht realisierbaren oder gar sich negativ auswirkenden Vorschlägen unglaubwürdig.

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