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Interview mit Prof. Dr. Horst-Joachim Lüdecke
von Moritz Schwarz

Herr Professor Lüdecke, "der Klimawandel ist eine existentielle Gefahr, da sind sich alle einig", so UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon zum am Montag beginnenden Weltklimagipfel.

Lüdecke: Nein, die Klimawissenschaftler sind sich da ganz und gar nicht einig!

Was stimmt denn Ihrer Meinung nach nicht?

Lüdecke: Was aus Ban Ki-Moons Worten folgt, nennt sich „Klimaschutz“. Nur: Klima sind gemäß Weltmeteorologieorganisation WMO die statistischen Mittelwerte von Temperaturen, Windgeschwindigkeiten usw. über einen Zeitraum von mehr als dreißig Jahren, so etwas kann man nicht schützen.

Warum heißt dann Ihr Buch "CO2 und Klimaschutz"?

Lüdecke: Sie vergessen den Rest des Titels "Fakten, Irrtümer, Politik".

Sorgt man dafür, daß sich diese statistischen Mittelwerte immer im gleichen Bereich der Skala bewegen, wäre das – Klimaschutz.

Lüdecke: Konstantes Klima ist unmöglich, das gab es noch nie. Es ist vermessen, das normale Auf und Ab der Natur in ein Korsett pressen zu wollen.

Nicht, wenn wir es verstärkt haben.

Lüdecke: Da sprechen Sie den springenden Punkt an: Der Einfluß des Menschen auf das Klima ist viel zu gering.

Die Klimamodelle des Weltklimarates (IPCC) sagen etwas anderes.

Lüdecke: Der Weltklimarat ist ein politisches Instrument, das geschaffen wurde, um einen vom Menschen verursachten Klimawandel zu beweisen und daraus Öko-Politik zu schmieden. Die Klimamodelle des IPCC haben bis jetzt noch nicht einmal die Klimavergangenheit wiedergeben können.

Immerhin werden die Berichte des Rates viermal von Gutachtern gegengelesen.

Lüdecke: Erlauben Sie, daß ich zum Thema Klimamodelle aus dem wissenschaftlichen IPCC-Bericht von 2001, Kapitel 14.2.2.2, Seite 774 vorlese: „Wir haben es mit einem gekoppelten, nicht-linearen System zu tun, deswegen ist die langfristige Vorhersage zukünftiger Klimazustände unmöglich.“ Jeder kann sich den Bericht von der IPCC-Webseite herunterladen und die Stelle überprüfen. Das IPCC widerspricht sich also selbst – und das alles nach viermal Gegenlesen? Man muß wissen, daß der Weltklimarat eine wissenschaftliche und eine politische Seite hat. Die wissenschaftlichen Berichte sind weitgehend in Ordnung, die politischen Schlußfolgerungen, die daraus gezogen und dann in separaten IPCC-Berichten für Politiker veröffentlicht werden, sind Propaganda. In der Abstimmung der beiden Berichts-Typen geht gezwungenermaßen vieles schief.

Die Fachwelt teilt aber das Fazit, die Erdtemperatur werde bis 2100 um sechs Grad steigen.

Lüdecke: Die Fachwelt ist sich keineswegs einig. Seit Gründung des IPCC bis heute gab und gibt es in ununterbrochener Reihe Manifeste und Petitionen von Zehntausenden Naturwissenschaftlern und Klimaforschern, die heftig widersprechen. Die Medien verschweigen diese Manifeste, so ist man aufs Internet angewiesen. Zum Beispiel unter www.eike-klima-energie.eu sind die Unterzeichner mit Namen aufgeführt – es sind sogar zahlreiche naturwissenschaftliche Nobelpreisträger dabei. Einem aktiv tätigen Klimaforscher ist allerdings Widerspruch nicht anzuraten, wenn er seine Institutsmittel wahren und weiter Einladungen auf Kongresse erhalten will, die vom IPCC und Umweltverbänden so üppig finanziert werden.

Also, es gibt gar keinen Klimawandel?

Lüdecke: Doch, nur konstantes Klima, wie die „Klimaschützer“ suggerieren, ist unmöglich. Der aktuelle Klimawandel ist natürlich und bewegt sich moderat und unauffällig im Bereich von wenigen Zehntelgraden.

Der letzte Woche veröffentlichte Bericht „Copenhagen Diagnosis“ 26 prominenter Klimaforscher sagt dagegen sogar einen Anstieg von sieben Grad noch vor 2100 voraus.

Lüdecke: Na klar, die wollten vor Beginn des Gipfels noch mal so richtig Druck machen! Im Ernst, worauf beruhen denn diese Vorhersagen? Auf den schon angesprochenen Klimamodellen! Niemand streitet ab, daß CO2 geringfügig erwärmend wirkt. Laut IPCC wird dies aber durch eine Rückkoppelung noch verstärkt. Wasserdampf ist das weitaus stärkste Treibhausgas. Durch mehr CO2 in der Luft wird es minimal wärmer, dadurch entsteht Wasserdampf, was zu noch mehr Wärme, folglich zu noch mehr Wasserdampf und wieder zu mehr Wärme führt, usw. Aber stimmt das? Niemand konnte es bisher beantworten. Bis dann zwei bekannte Forschergruppen unter Richard Lindzen und Garth Paltridge jüngst die Daten veröffentlichten, die sie unter anderem mit Hilfe des ERBE-Satelliten gesammelt haben. Ergebnis: Den Rückkoppelungseffekt, der für das Aufschaukeln der Erwärmung verantwortlich sein soll, gibt es nicht. Tatsächlich senken sogar umgekehrt Gegenkopplungen die an sich unbedeutende Erwärmung noch auf die Hälfte ab. Auch die Klimavergangenheit zeigt dies, es gab nie einen sogenannten „run away“ zu immer höheren Temperaturen.

Aber Gletscher und Pole schmelzen!

Lüdecke: Es gibt immer Veränderungen. Die Alpengletscher waren in allen Warmzeiten so gut wie verschwunden und kamen zuverlässig wieder, als es kälter wurde. Beispiel römisches Klimaoptimum: Nur der Wärme wegen konnte Hannibal die Alpen überqueren. Wären die damals so vereist gewesen wie später, wäre das nicht gelungen. Gletscherforscher berichten laufend von fossilen Baumfunden in den heute abschmelzenden Gletscherzungen, die zeigen, daß diese Gletscher in Warmzeiten nicht existierten.

Dennoch ist die Polschmelze eine große Gefahr für uns.

Lüdecke: Von wenigen Zehntelgraden Erwärmung schmelzen keine Pole ab. Infolge der seit etwa zehn Jahren stattfindenden globalen Abkühlung nehmen die Eisdecken längst wieder zu, die im Internet veröffentlichten Satelliten-Messungen zeigen es. Wir messen keine ungewöhnlichen Meeresspiegelanstiege, und auch aus den erwähnten historischen Warmzeiten sind keine ungewöhnlichen Überschwemmungen bekannt. Wo bleiben die Katastrophen?

Stürme, Hochwasser, Sommerkapriolen. Man kann es doch mit eigenen Augen sehen.

Lüdecke: Ja, klar. Ende des letzten Jahrhunderts wurde es bei uns wärmer, jetzt wird es wieder kälter. Extremwettervorkommen stehen damit aber in keinem Zusammenhang. Lesen Sie den IPCC-Bericht von 2001, Kapitel 2.7. Hier steht es Schwarz auf Weiß: Es wurde bis heute weltweit keine Zunahme von Extremwetterereignissen gemessen! Das Klima wandelt sich, aber nicht durch

uns und schon gar nicht dramatisch. Während früher Wirbelstürme kaum ein Thema waren, werden sie heute zu dramatischen Ereignissen inszeniert. In der aufgeheizten Stimmung bleibt den Bürgern ein Wirbelsturm wie „Katrina“ natürlich als Beweis für eine rapide Klimaerwärmung im Gedächtnis. Daß das schon fast fünf Jahre her ist und sich nicht wiederholt hat, wird dabei vergessen.

Vor der Industrialisierung lag die CO2-Konzentration bei 278 CO2-Molekülen pro eine Million Luftmolekülen. Heute liegt sie bei 379, so hoch wie seit 500.000 Jahren nicht mehr.

Lüdecke: Kein Zweifel, dieser Anstieg wird vom Menschen verursacht, aber wesentlich mehr als verdoppeln können wir den CO2-Gehalt auch beim Verbrennen aller fossilen Brennstoffe nicht. In der Erdvergangenheit gab es schon das Vielfache der heutigen CO2-Konzentrationen, ohne daß die Welt den Wärmetod erlitten hätte. Es herrschte damals pralles Tierleben auf der Erde. Der aktuelle, geringfügige menschliche Eingriff in den CO2-Haushalt der Erde führt jedenfalls zu keiner gefährlichen Temperatursteigerung. Ohne CO2 gäbe es uns nicht. CO2 als „Schmutzgas“ oder gar „Gift“ zu bezeichnen, ist grober Unfug. Früher lernte man das noch in der Schule, heute haben die Medien das anscheinend vergessen.

Sie sind von Haus aus Kernphysiker, Klima ist nicht Ihr Fachgebiet.

Lüdecke: Auch medienpräsente Klimaforscher wie Stefan Rahmstorf und Hans Joachim Schellnhuber sind von Haus aus keine Klimaforscher, sondern theoretische Physiker. Jeder Physiker hat die nötigen Grundkenntnisse, um die Zahlen, behaupteten Zusammenhänge und Schlußfolgerungen zu prüfen und zu beurteilen.

Was, wenn Sie sich doch fundamental irren?

Lüdecke: Jeder kann irren, aber darum geht es hier nicht. Ich überprüfe und komme in Übereinstimmung mit unzähligen Klimaforscher-Kollegen zu dem Schluß, daß die CO2-Katastrophen-Hypothese wissenschaftlich unhaltbar ist! Zur Zeit erleben wir den „Climategate“ genannten Skandal des englischen Hadley-Klimazentrums, das eng mit dem IPCC zusammenarbeitet. Hier wurden Daten gefälscht, Skeptiker bedroht, objektiv berichtende Fachjournale boykottiert usw. Wenn die CO2-Schadenshypothese solche Methoden nötig hat, ist etwas faul. Ich vertrete ausdrücklich Naturschutz und Ressourcenschonung. Sinnlose CO2-Vermeidung schädigt aber die Natur, denn unnötig verausgabte Mittel sind für den echten Naturschutz verloren. Über die Zerstörung des Fischbestands der Weltmeere redet niemand, denn an diesem Thema verdient keine Versicherungsgesellschaft und keine Windrad- oder Photovoltaikindustrie.

 

Prof. Dr. Horst-Joachim Lüdecke, ist Sprecher des Europäischen Instituts für Klima und Energie (EIKE), einer internationalen Vereinigung von Wissenschaftlern, die die Klimaanalyse des UN-Weltklimarates (IPCC) in Zweifel zieht (www.eike-klima-energie.eu).

Der Kernphysiker und Emeritus der Hochschule für Wirtschaft und Technik des Saarlandes veröffentlichte zum Thema 2007 sein Buch „CO2 und Klimaschutz. Fakten, Irrtümer, Politik“ (Bouvier) sowie Gastbeiträge in zahlreichen Publikationen wie der Wiener Zeitung, der Leipziger Volkszeitung oder Welt Online. Geboren wurde er 1943 in Berlin.

 


© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 50/09 04. Dezember 2009

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