Die 1967 gegründete Memopress wird seit 2000 als Prüfen + Handeln weitergeführt. Das sporadisch erscheinende Blatt ist das Sprachrohr der Aktion Volk und Parlament, welche sich immer wieder mit Petitionen, die von Mitbürgerinnen und Mitbürgern aus allen Landesteilen unterzeichnet wurden, an das Parlament gewandt hat. Die von Emil Rahm Hallau initiierte Aktion nahm auch in der Presse in Artikeln und in Inseraten Stellung.
Ob dieser oder jener Partei angehörend oder nahestehend, ob landeskirchlich oder freikirchlich reformiert, römisch– oder christkatholisch, wir nennen uns Schweizer und Christen. Der Wille, trotz Verschiedenheit, gemeinsam ein demokratisch-freiheitliches Staatswesen zu erhalten und auszubauen, verbindet uns als Schweizer und kommt auch in gemeinsamen Veranstaltungen, z. B. in der Bundesfeier oder andern Gedenktagen zum Ausdruck. Was Christen verschiedener Prägung verbindet, ist ihr Glaube, dass Gott in seinem Sohn Jesus Christus die Schuld der Menschen gesühnt hat, dass er in den Herzen der Menschen durch seinen Geist sein Reich aufrichtet und bei der Wiederkunft Christi vollendet. Es besteht denn auch ein Bedürfnis, diese Gemeinsamkeit an gemeinsamen Veranstaltungen verschiedener Kirchen im gemeinsamen Lob Gottes, so etwa an Weltgebetstagen, geistlichen Konzerten oder Besinnungsabenden, zu feiern.
Die Ansicht, was für unser Land das Beste sei, ist je nach politischem Standort der einzelnen Bürger verschieden. In der politischen Auseinandersetzung lernt man sich kennen, in echter Toleranz den Standpunkt des Andern zu achten, den eigenen aber zu vertreten, Kompromiss zu suchen und allenfalls, wenn abgestimmt werden muss, den Mehrheitsentscheid zu akzeptieren. Politische Forderungen mit Gewalt durchzudrücken ist zu verurteilen.
Teils politisch motivierte religiöse Glaubenskriege und andere harte Auseinandersetzungen sind jedoch einer Abkapselung oder oft einer ökumenischen Gemeinsamkeit gewichen, in der man nur noch das Gemeinsame, aber nicht das Andersartige sehen will. Echte Gemeinschaft - auch in einer Ehe - bedingt aber, dass man sich durch richtiges Kennenlernen nahe kommt, verschiedene Ansichten achtet, aber im Wesentlichen eins ist und die Andersartigkeit als Bereicherung sieht.
Aber auch im politischen und besonders im gesellschaftlichen Bereich wird oberflächliche "Toleranz" leider immer mehr zum autoritären Schlagwort: Jeder, der nicht vorbehaltlos alles und jede andere Meinung als "auch richtig" annehmen kann, wird als intolerant abgeschrieben. Dabei liegt gerade hier eine intolerante Meinungsdiktatur vor, die verhindern will, dass man die Standpunkte - die eigenen und diejenigen der andern - hinterfrägt und nach Wahrheit sucht. Oberflächliche "Einheit", ohne immer wieder zu prüfen, führt auf problematische Wege.
Gottes Herrschaft umfasst alle Bereiche, keiner ist ausgeklammert, schon gar nicht das staatliche Leben. Prägnant hat diese Zusammengehörigkeit von Bürger und Christ, der Zürcher alt Bundesrat Ernst Brugger festgehalten: «Als Eidgenossen sind wir zu aktiver politischer Tätigkeit berufene Bürger. Als Christen sind wir Bürger des kommenden Gottesreiches. Wir sind immer gleichzeitig beides. In uns drin, die wir Tag um Tag Kirche, Christentum und Politik, Welt und Religion. Es ist wohl unsere grösste menschliche Aufgabe, die Einheit zwischen diesen beiden Bereichen zu suchen, denn unser Glaube kann von unserer politischen Betätigung nicht geschieden werden, sowenig wie wir ihn aus der Welt unseres Berufes oder der Familie ausklammern können.»
Wir wollen der Menschlichkeit und Menschenwürde verpflichtet bleiben, im Sinne des schönen Pestalozziwortes, dass Menschlichkeit höher ist als alle Schönheit der Erde. Wir wollen ein Hort bleiben für Menschen verschiedener Zungen und Kulturen und jeder Überheblichkeit der einen über die anderen entgegentreten.
Heute verlangt die geschichtliche Herausforderung in Europa eine Erneuerung der Demokratie. Könnte es die Vision einer inspirierten Demokratie sein?
Am nächsten kommt in unseren Tagen dem, was mit inspirierter Demokratie gemeint ist, vielleicht Präsident Havel von der CSFR. Hier einige Kerngedanken seiner historischen Rede nach der Präsidentenwahl: «Unser erster Präsident schrieb: "Jesus, nicht Cäsar!" Heute lebt dies wieder in uns auf. Wenn wir nur den Willen haben, kann von unserem Land Liebe, Wille zur Verständigung, Kraft des Geistes ausstrahlen.» Jörg Gutzwiller, Theologe, Mitherausgeber der "Besinnung unter der Bundeskuppel", in «Eid(zeit)genossen».