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bis drei wöchentlichen Newsletters.

Schaffhauser AZ vom 29.1.1969 und diverse Zeitungen vom 29.1.1969, gekürzt

Wir müssen, so finde ich, überlegen, womit wir zuerst beginnen müssen, bevor wir von andern etwas erwarten. Oder genügt es, wenn ein Kantonsschüler – gemäss Bündner Tagblatt – Herrn Bührle auffordert, 5 Millionen Franken auf das Migros – Konto "Luftbrücke für Biafra" einzuzahlen?

Genügt es, wenn sich Jungsozialisten unterstützt von andern Kreisen in einem Krippenspiel mit den Königen Armut, Kapital und Militär in einer Schaffhauser Kirche nur an die Reichen und nur an den Westen wenden, obwohl – wie der Berichterstatter in den Schaffhauser Nachrichten bemerkt – auch derjenige ohne Wohlstandsbauch im Vergleich mit den Hungernden der Dritten Welt ein Kapitalist ist? Kommen wir weiter, wenn wir den unpopulären eidgenössischen Tag der Busse und Besinnung durch Sammelaktionen zu Gunsten der Dritten Welt ersetzen, wie dies schon gefordert worden ist? Nein, Gott will Gesinnungswandel, Umkehr, Gehorsam und nicht Opfer. Gehorsam, Hinhören auf Gottes Willen müsste aber zur Folge haben, dass sich die Nächstenliebe nicht nur auf bestimmte Tage, Prozente oder Einkommen beschränkt, sondern dass jeder nach Kräften hilft. Wenn jetzt, wo die Menschheit bei gutem Willen entsprechend den heutigen Möglichkeiten vollumfänglich ernährt werden könnte, jährlich 3 Millionen sterben, so ist daran unser aller Egoismus schuld, der Egoismus des Reichen, wie der des kleinen Mannes. Massgebend ist ja nicht, ob wir viel oder weniger besitzen, sondern wie wir die anvertrauten "Pfunde", die auch im bekannten Gleichnis verschieden gross waren, verwalten.

Die gerechte Verteilung der Güter in der Welt ist aber ein Problem, das auf menschliche Weise allein nicht bewältigt werden kann und das auch kein System der politischen Ökonomie gelöst hat. Juan Donaso Cortes schrieb:

"Das System der alten politischen Ökonomie landete zum Schluss beim Monopol mit der Hilfe von Einschränkungen. Das System der liberalen politischen Ökonomie landete beim gleichen Monopol auf dem Wege der Freiheit, dem Wege der freien Konkurrenz, die fataler- und unvermeidlicherweise dasselbe Monopol hervorbringt. Letztlich landet das kommunistische System bei eben demselben Monopol mit Hilfe der allgemeinen Konfiskation, indem es alle öffentlichen Güter in die Hand des Staates legt... (und das niedere Volk durch den Staatskapitalismus und deren Funktionäre ausbeutet! Der Verf.) Vergeblich mühen sich die Philosophen ab. Ohne Mildtätigkeit, (die aber nicht den Anstrich eines Almosen haben darf. Der Verf.), gibt es keine gerechte Verteilung des Reichtums. Gott allein ist würdig, dieses Problem zu lösen."
(Juan Donoso Cortes: Drei Reden, Thomas-Verlag, Zürich)

In den Herzen der Menschen löst Gott dieses Problem, aber nur dann, wenn sie sich unter seine Herrschaft stellen. Soweit dies nicht der Fall ist, ist eine wirkliche Gerechtigkeit und ein dauernder Friede auf Erden Illusion, selbst wenn die Bedarfsgüter, wie vorgeschlagen, rationiert, oder andere, noch so einleuchtende Massnahmen angewendet werden.

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