(Zusammenfassung aus "Meine Prüfung" von M. Navarro Rubio, Spanischer Wirtschaftsminister 1975-1965, Memopress D 1/1991)

Ich fange mit dem Ersten an. Das Erste ist Gott. Ich glaube an Ihn. Ich übe meinen Glauben aus. Mit dieser eindeutigen Erklärung lehne ich gleich vom Ansatz her viele Wahlscheine ab.

Als nächstes frage ich ohne Umschweife, wie sie es mit der Familie halten. Ich prüfe ihre Einstellung zu den drei aktuellen Schlüsselfragen: Scheidung, Abtreibung, Verneinung der Lehrfreiheit und Einheitsschule. Findet sich bei irgendeiner der Parteien hierin auch nur der leichteste Hauch von Haarspalterei, halte ich mich mit ihr nicht länger auf.

Nach Klärung der zum neuralgischen Punkt gewordenen Angriffe auf die Institution der Familie gehe ich zur Wirtschaftspolitik über. Diese muss sich unter den derzeitigen Umständen (Anm.: in Spanien) zuerst mit der Bekämpfung der Inflation befassen. Ich bin fest überzeugt davon, dass dieses Ungeheuer uns zur Strecke bringen wird, wenn wir uns seiner nicht bald entledigen.

In diesem Punkt ist es wichtig, sich nicht durch viele irrige Versprechen täuschen zu lassen: Wird die Inflationsbekämpfung mit der Sicherheit des Arbeitsplatzes verbunden? Dann scheint es mir, wissen sie nicht, worüber sie sprechen. Werden die öffentlichen Ausgaben nicht eingeschränkt? Dann bezweifle ich die Befähigung der Regierung. Lohnerhöhung über die Produktivitätssteigerung hinaus? Dann scheint mir alles falsch.
Wenn es um die Inflationsbekämpfung geht, stellt sich eine entscheidende Frage: Von woher wird geschossen, wenn von der „sozialen Gesinnung“ gesprochen wird: vom Staat oder von der Gesellschaft? Zunehmende Intervention oder Freiheit? Höherer Anteil der öffentlichen Aufgaben oder Beschränkung auf durchdachte und klar umrissene Sektoren? Meine Stimme erhalten diejenigen, die das Prinzip der ergänzenden Aktion des Staates auf dem Sozialgebiet annehmen. Der Staat ist Schiedsrichter, und nur in dieser Stellung kann er die notwendige Autorität aufbringen, das komplizierte Spiel mächtiger Gruppeninteressen zu beherrschen. ...

Die Vernebelung dieser entscheidenden Fragen durch die Politisiersucht im Rahmen der demokratischen Immatrikulierung, die triviale Probleme hochspielt, kommt uns in Wirklichkeit teuer zu stehen. Ihr Preis ist die Aufopferung des Rechtsstaates und das flagrante Nichtstun in der Wirtschaftspolitik. ...

M. Navarro Rubio

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