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Klettgauer Zeitung, 14.12.1976

In der Israelfrage herrscht auch in christlichen Kreisen eine Verwirrung: Die einen sprechen Israel jede heilsgeschichtliche Bedeutung ab; andere übernehmen alles unkontrolliert, was von Israel kommt. Mit diesen Worten wandte sich der in Israel aufgewachsene Reiseleiter Konrad Meyer zu Beginn seiner Vortragsreihe in der untern Kirche Neunkirch gegen eine unkritische, ja euphorische Israelverehrung. Das Wohl und besonders das geistliche Wohl Israels liegt dem Referenten jedoch sehr am Herzen.

Wie Israel zu biblischen Zeiten das Königtum Gottes ablehnte und weltliche Könige wollte, so will es auch nach den Worten Ben Gurions ein freies Weltvolk wie andere Völker sein und teilnehmen an allem Ruhm. Aber trotzdem bleibt Israel Gottes Volk, das Beispiel für die Völker sein soll für die Wohltaten Gottes, aber auch für seine Strafe, wenn es Gott nicht gehorcht. Israel wird immer auffallen, entweder im guten oder im schlechten Sinn. Kein Volk hat Gottes Wort so klar bekommen wie das Volk der Juden. Umso grösser ist die Verantwortung. Aber das Wissen um das Gesetz allein schützt nicht vor Strafe, und in Bezug auf die Übertretung der Gebote Gottes besteht kein Unterschied zwischen Juden und Nichtjuden. Israels grosse Not ist sein Ruhm der eigenen Stärke, seine öffentliche Absage an eine göttliche Führung, sein Taubsein für Gottes ernstes Reden und auch für sein Helfen in der Not der vergangenen vier Waffengänge. Immer noch lehnt es auch als Volk Christus den Messias ab, wenn auch die kleine christliche Gemeinde in Israel wächst. Nach dem Wort der Propheten wird der Erlösung des Landes auch die Erlösung des Judenvolkes folgen. Nach der durch Kompromisse eingeleiteten kommenden Katastrophe für Israel wird nach der Schrift auf Grund der biblischen Verkündigung, die das geistliche Erwachen vorbereitet, das Licht der Erkenntnis und der geistlichen Neubelebung hell aufgehen. Dann wird Israel zu Christus rufen, seine Schuld erkennen und einsehen, dass es nicht Weltvolk, sondern Gottes Volk ist. Dann wird Friede auf Erden einkehren. Die Nationen werden nach Israel ziehen und Christus preisen.

Wie Israel heute noch nach Friedenskonzeption sucht und sein eigenes Handwerk anbetet, so sucht auch die übrige Welt den Frieden am falschen Ort. Nach dem Jom Kippur-Krieg im Jahre 1973 wurde die ganze Welt vor die Entscheidung gestellt, ob es dem lebendigen Gott oder dem Gott Öl dienen wolle. Die ganze Welt beugte jedoch ihre Knie vor dem Baal Öl. Die Furcht jedoch in der Welt kommt aus unserem Abfall von Gott; aber Gottes Wort ruft uns in seiner Weihnachtsbotschaft zu: Fürchte dich nicht, Christus hat die Schuld am Kreuz getragen und ausgelöscht. Haben wir dies angenommen, und wie lange geht auch Israel noch an diesem Angebot in eigener Gerechtigkeit vorbei? Wann wird aus Jakob endlich Israel? - Noch ist auch in Israel Gelegenheit, die christliche Botschaft ins Volk zu tragen, in ein Volk, das sich immer mehr auch mit dem Neuen Testament der Bibel auseinandersetzt. Der Referent als Leiter der Arbeitsgemeinschaft für das Zeugnis an Israel ruft die Christen zur Mithilfe auf.

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