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bis drei wöchentlichen Newsletters.

von A.E. Wilder-Smith, gekürzt

Übersicht:

 

Immer wenn ein Schicksalsschlag einen Menschen aus der Bahn zu werfen droht, tritt die bange Frage an ihn heran, wie Gott - wenn es ihn tatsächlich gibt - all das Schwere und Ungerechte zulassen kann.

Dieses Buch ist der Versuch, hinter dem Abgrund von Leiden, Unrecht, Krankheit, Verfolgung, Blut und Tränen, in dem die ganze Menschheit gefangen ist, den Sinn zu finden und deutlich zu machen.

Lebenslauf des Verfassers

A.E. Wilder-Smith (1915-1995) studierte die Naturwissenschaften an der Universität Oxford und erhielt 1941 seinen Doktor in Organischer Chemie von der Universität Reading. 1945-49 betrieb er Krebsforschung als Countress of Lisburne Memorial Fellow am Middlesex Hospital, Medizin. Institut der Universität London. Er war Forschungsleiter der Pharmazeutischen Abteilung einer Schweizer Firma von 1951-55 und las Chemotherapie und Pharmakologie an der Universität Genf 1955-64. Von der Universität Genf erhielt er 1964 einen Doktor der Naturwissenschaften. Im gleichen Jahr wurde ihm in Zürich von der ETH sein dritter Doktortitel verliehen.

Prof. Dr. Wilder-Smith war Gastprofessor der Pharmakologie an der Universität von Illinois, am Medical Center, Chicago, von 1957-58 und 1964-69, und lehrte 1960-62 als Gastprofessor der Pharmakologie am Medizinischen Institut der Universität Bergen in Norwegen. Von 1969-71 arbeitete er als Professor der Pharmakologie in Ankara in der Türkei. Von 1970-77 war er Drogenberater bei den U.S. NATO-Streitkräften in Europa.

In den letzten 20 Jahren seines Lebens unternahm er Vortragsreisen in der ganzen Welt und sprach in mehr als 1000 öffentlichen Auditorien und Gemeinden und hielt 370 Vorlesungen und Debatten an Universitäten.

Neben 45 eigenen wissenschaftlichen Veröffentlichungen schrieb er 25 Bücher in Englisch oder Deutsch.

... Zusammenfassend können wir sagen, dass die Heilige Schrift nicht viel Sympathie für den Menschen zeigt, der intellektuelle Schwierigkeiten, an Gott zu glauben, hat. Nach ihrem Massstab sollte ein Blick auf das Universum für jeden Menschen von durchschnittlicher Intelligenz genügen, um von der Existenz Gottes überzeugt zu werden, und sollte ferner dazu ausreichen, aus ihm einen eifrigen Gottesverehrer zu machen. ...

7.4.1 Der Ursprung des Bösen

Aber entsprechen die oben genannten Schwierigkeiten den Tatsachen? Stehen denn dem Glauben an den Gott der Bibel wirklich unüberwindliche Schwierigkeiten im Wege? Vielleicht kann ein persönliches Erlebnis diese Fragen besser klären als weitere theoretische Erörterungen.

Vor dem Zweiten Weltkrieg besichtigte ich oft den Kölner Dom. Dieses schöne gotische Bauwerk bewunderte ich besonders, manchmal stundenlang, mit den anmutigen, emporstrebenden Pfeilern, dem prächtigen hochgewölbten Dach, den mittelalterlichen bunten Glasfenstern und der Orgel. Je mehr ich diesen Bau bewunderte, desto mehr bewunderte ich auch die Baumeister und Maurer, die im Laufe von Jahrhunderten diesen schönen Dom entwarfen und erbauten. Denn all diese anmutigen Linien waren offenbar sorgfältig von Experten entworfen worden, die nicht nur die mathematischen Grundlagen solch eines Baues kannten, sondern auch einen hohen Schönheitssinn besassen.

Während des Zweiten Weltkrieges war Köln das Ziel von vielleicht mehr schweren Luftangriffen als jede andere Stadt in Westeuropa, und da der Dom direkt am Rangierbahnhof steht, der regelmässig und schwer bombardiert wurde, wurde er oft getroffen und viele Male schwer beschädigt. ...

Dieses chaotische Bild machte einen tiefen Eindruck auf mich, als ich an die frühere Schönheit und Ordnung dieses Fleckchens Erde dachte. Aber während diese Gedanken durch meinen Kopf gingen, kam doch ein Gedanke in mir auf - nie verband ich irgendwie das Trümmerfeld dieses einst so schönen Gebäudes mit der Unfähigkeit oder einer Absicht der Architekten oder Handwerker, die es erbaut hatten. Ebenso wenig begann ich an der Existenz dieser Baumeister zu zweifeln, weil ihr Werk nun vor meinen Augen in Trümmern lag.

Sehr wahrscheinlich würde niemand die Architekten beschuldigen, eine Ruine gebaut zu haben. Der zerbombte Dom erinnert mich of an den Zustand der Schöpfung, wie wir sie heute sehen, wahrlich ein gemischtes Bild, ein Durcheinander von Ordnung und Chaos, Schönheit und Hässlichkeit, Liebe und Hass, alles unentwirrbar miteinander verzahnt. Also, obwohl die Schöpfung ein (aus Gut und Böse) gemischtes Bild darbietet, ist es unhaltbar, daraus zu schliessen, dass deshalb kein Schöpfer existiere und keine Eigenschaften seines Geistes in ihr zu sehen seien.
Und doch behaupten die Atheisten und Agnostiker, dass man durch den Blick ins Weltall nichts über den Geist des Schöpfers erfahren könne,
angeblich grösstenteils wegen des aus Gut und Böse, Ordnung und Unordnung bestehenden Bildes, das das Universum darstellt.

7.4.2 Warum lässt Gott das Böse zu?

Eine Unvollständigkeit in unserer Darstellung liegt natürlich darin, dass die Erbauer des Doms seit langem tot sind und nicht die Bombardierung ihres Meisterwerks verhindern konnten. Gott ist nicht tot, wie wir voraussetzen. Deshalb taucht jetzt die Frage auf, warum ein allmächtiger Gott, der, wie wir annehmen, sein Meisterwerk, die Schöpfung, liebt, nicht die „Bombardierung“ seines Meisterwerks verhindern konnte?
Wenn man genau überlegt, was die Liebe oder irgendeine andere Tugend ist, löst sich dieses Problem meist ganz schnell von selbst, und zwar auf eine Weise, die den Verstand durchaus zufrieden stellt.

Nach der Bibel ist es klar Gott Wille, dass wir so viel wie möglich von seiner Liebe verstehen und begreifen können, wenn auch er und seine Liebe unendlich ist, während wir endlich sind. Deshalb gab er uns eine Botschaft von seiner Liebe in einer Form, die wir begreifen können. Er tat dies, indem er uns als Beispiel die menschliche Liebe, besonders die Liebe zwischen Braut und Bräutigam, vor Augen führte. Die Liebe des Sohnes Gottes, Jesus Christus, zu uns Menschen wird oft mit der Liebe verglichen, die ein junger Mann für seine Braut empfindet. Christus bezeichnet sich wiederholt als der Bräutigam und die Gemeinde als seine Braut.

Eine brennende Frage möchte der junge Mann vor allen andern Fragen beantwortet haben: Wird meine Zuneigung von ihr erwidert? Und das Liebeswerben bewirkt, dass diese Frage beantwortet wird. Denn eines Tages bemerkt das junge Mädchen seine Aufmerksamkeit und Zuneigung und muss ihrerseits eine Entscheidung treffen; Erwidere ich seine Zuneigung? Kann ich sie erwidern? Aber um Liebe zu wecken und erwidern zu können müssen einige Punkte beachtet werden:Der junge Mann muss das junge Mädchen umwerben. Sobald jedoch an die Stelle des Werbers Zwang trifft, hören Freude und Liebe auf, und an ihre Stelle treten oft Hass und Herzeleid.

Die erschütternden Folgen, die durch Ausserachtlassung dieser einfachen Tatsache entstehen, kann man in der Liebesgeschichte von Amnon und Thamar sehen 2. Sam. 13). Die Folge dieses Verhaltens war, dass sich seine heftige „Liebe“ im Nu in einen ebenso glühenden Hass verwandelte (2. Sam. 13,15) wie es dann in solchen Fällen zu sein pflegt. Damit die Möglichkeit für eine wirkliche Liebe gegeben ist, muss die absolute Freiheit zu Lieben oder Nichtlieben garantiert sein. Die Bibel lehrt, dass Gott selbst Liebe ist. Weil er selbst Liebe ist, sucht er Gegenliebe, reine, warme, echte Liebe unsererseits; dann die Liebe wird nur zufrieden gestelllt, wenn sie auf Gegenseitigkeit beruht, wenn sie erwidert wird. Als unser wahrer Freund tut es alles, um uns die Echtheit seiner Liebe zu beweisen. Er geht darin so weit, dass er in Jesus Christus auf die Erde kommt und Mensch wird. Was würde geschehen, wenn Gott den Menschen so geschaffen hätte, dass er keine eigene sittliche Entscheidung treffen, sondern nur automatisch Gottes Willen tun könnte, geradeso, wie wenn sich ein Schloss öffnet, wenn man den richtigen Schlüssel hineinsteckt? Wenn der Mensch so beschaffen wäre, dass er Liebe gäbe, wenn Gott den richtigen Knopf drückte, wäre das dann tatsächlich Liebe?

Deshalb schliesst die Absicht Gottes, wahre Liebe zu wecken, stets das Risiko ein, dass der Gegenstand der Liebe seinerseits überhaupt nicht liebt. Dasselbe Risiko ist in der Absicht, irgendeine andere Tugend zu wecken, enthalten.Äusserer Zwang allein kann niemanden dazu bringen, gut zu sein oder Tugend zu üben. (Damit ist absolut nichts gegen Gewaltanwendung als Strafe für Übeltäter gesagt, wo Zwang notwendig ist und Abhilfe schaffen kann.) Dies enthüllt eine Schwäche der sozialisierten Welt, in der alle „Wohltätigkeit“ und alle Liebeswerke vom Staat organisiert werden. Diese hören dann auf, Wohltätigkeit oder Liebeswerke zu sein, sobald sie nicht mehr auf Freiwilligkeit beruhen. Dass blosse Vorhandensein des Bösen in einer Welt zeigt, die von einem allmächtigen Gott geschaffen wurde, dass das Gute und die Tugend an sich wirklich echt sind, und dass die Liebe an sich wirklich Liebe ist und nichts anderes wie manchmal gelehrt wird („Liebe ist eine versteckte Form des Egoismus“). Das blosse Vorhandensein des Bösen in der Welt eines allmächtigen Gottes ist in der Tat ein guter Beweis, dass Gott wirklich Liebe ist...

Gott liess es zu, dass das Universum „bombardiert“ wurde (um unseren früheren bildlichen Ausdruck zu gebrauchen), weil der Plan für eine Welt, die echter Liebe und Tugend fähig ist, dieses Risiko mit einschliesst; der Plan, ein Reich der Liebe, ein Reich der völligen Freiheit zu errichten. Ohne diese Möglichkeit freier Willensentscheidung kann man eben gerade das Beste überhaupt nicht erreichen.

7.4.3 Was nun? Nachdem die Schöpfung die falsche Richtung eingeschlagen hat?

Aber was kommt nun, nachdem der Sündenfall stattgefunden hat und die Sünde in die Welt gekommen ist? Was tut der Gott, der die Liebe in Person ist? Lasst uns die Frage auf eine andere Art stellen. Was tut ein rechter Liebhaber, der missverstanden und abgewiesen wurde? Die Schrift sagt: „Die Liebe ist langmütig und freundlich…sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu… sie verträgt alles, sie duldet alles. Die Liebe höret nimmer auf. (1.Kor. 13,48)
Gott sah die falsche Willensentscheidung, die Chaos und Verderben in die Welt brachte, lange voraus und als es dann so weit war, brauste er nicht auf und vernichtete alles auf der Stelle, wie viele es erwartet hätten, die selber so handeln, wenn ihnen etwas Ungehöriges oder Unrechtes zustösst. Er versuchte viel mehr, durch seine liebevolle Geduld zu retten, was er aus dem furchtbaren Verderben retten konnte.
Jetzt wartet er und wirbt um uns in der Hoffnung, dass alle Menschen zur Erkenntnis der Wahrheit kommen: „Welcher will, dass allen Menschen geholfen werde und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen“ (1. Tim. 2,4). „Der Herr verzögert nicht die Verheissung, wie es etliche für Verzögerung achten, sondern er hat Geduld mit euch und will nicht, dass jemand verloren werde, sondern dass sich jedermann zur Busse kehre“ (2. Petr. 3,9). Das ist so gemeint, wie es dasteht, und schliesst nicht notwendigerweise ein, dass sich tatsächlich alle Menschen zu Busse kehren werden. Gott aber ist bereit und willens, alle anzunehmen, die sich von ihren eigenen Wegen abwenden und sich zu ihm bekehren.

7.4.4 Schlussfolgerung

Nach einer kurzen Betrachtung über das Wesen des Chaos und des Bösen und nach einer Betrachtung über das Wesen Gottes, wie er sich in der Schrift offenbart (wobei nicht versucht wird, der Theologie nachzueifern, sondern vielmehr die Gedanken eines Laien zum Ausdruck gebracht werden in der Sprache, die ein Laie versteht), scheint es nicht intellektuell unhaltbar zu sein, an einen vollkommenen, allmächtigen Gott zu glauben, dessen Wesen vollkommene Liebe ist.
Wenn Gott tatsächlich Liebe ist und wenn er sich als vollkommener Mensch in Christus offenbart hat (was Christus unmissverständlich sagt), sollten wir bestimmt den jetzigen Zustand der Welt so erwarten, wie er ist, bis Gott alle diejenigen aus dem Verderben herausgerettet hat, die sich retten lassen, alle, die Busse tun und sich zu ihm bekehren wollen, wodurch sie die Vergebung ihrer Sünden empfangen und zum Frieden kommen, der höher ist als alle Vernunft“.
Wenn jedoch das Rettungswerk so weit wie möglich vollendet ist, und alle diejenigen, die Gott aus dem alten, zerbomten Wrack herausretten kann, in Sicherheit gebracht worden sind (so ist die Mahnung des Apostels Petrus gemeint: „Lasset euch erretten aus diesem verkehrten Geschlecht“ Apg. 2,40), dann wird Gott, wie er es versprochen hat, den ganzen Dom, das ganze Werk seiner Schöpfung erneuern und es sogar noch besser machen, als es zu Adams Zeit und vorher war.
Er wird eine neue Erde und einen neuen Himmel erschaffen, wo die Gerechtigkeit herrschen wird. Man kann doch kaum glauben, dass er seine eigene Schöpfung immer im Chaos liesse, nicht wahr? Er hat verheissen, dass er dies nicht tun wird.
Das Teilhaben des Menschen an dem kommenden Gottesreich beginnt schon hier und jetzt, indem er sich aus dem gegenwärtigen Verderben dadurch herausretten lässt, dass er sein Vertrauen auf Jesus Christus setzt, der ihn für immer von seinen Sünden erlöst hat. „Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde vergingen, und das Meer ist nicht mehr. Und ich, Johannes, sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herab fahren, bereitet wie eine geschmückte Braut ihrem Mann. Und hörte eine grosse Stimme von dem Thron, die sprach: Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein, und er selbst, Gott, wird mit ihnen sein; und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen“ (Offb. 21,14).

CLV Christliche Literatur–Verbreitung, D-33661 Bielefeld.
Erhältlich im Verlag P+H Fr. 3.90

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